Aussprache im Agrarausschuss zu Bakteriosen wie Stolbur und „SBR“: Die Betroffenen brauchen keine Bevormundung, sondern gescheite Hilfe!

Auf meine Initiative hin haben wir uns am Dienstag, den 18. Februar 2025, mit der Europäischen Kommission zum Thema Bakteriosen an Pflanzenkulturen wie Stolbur und dem Syndrom der niedrigen Zuckergehalte (franz. Syndrome Basses Richesses SBR“) ausgetauscht.

Als Sprecher für Agrar- und Umweltpolitik der CSU-Europagruppe und nicht zuletzt als Landwirt aus Unterfranken freue ich mich sehr, dass der Agrarausschuss die Dringlichkeit des Themas erkannt hat und den Austausch anberaumt hat. Ich komme aus einer stark betroffenen Region. Im Jahr 2024 waren bis zu 75 Prozent der Anbaufläche des Zuckerrübenanbaugebiets Frankens betroffen. Für das Jahr 2025 könnten es fast 100 Prozent der Fläche sein. Aber auch in anderen Teilen Deutschlands, wie Teilen Baden-Württembergs, in Rheinland-Pfalz sowie Hessen ist die Lage ebenfalls sehr ernst. Tatsächlich sind Stolbur und SBR ein EU-weites Problem.

Ich habe mich federführend für diesen Termin eingesetzt, um das Thema auf EU-Ebene zu platzieren. Wir müssen dringend handeln. Schilf-Glasflügelzikaden und damit die Krankheiten breiten sich immer weiter in der EU aus und gehen zunehmend auf andere Kulturpflanzen wie Kartoffeln und Rote Beete über. Das bedroht unsere Ernährungssicherheit in Europa.

Die Situation bringt die betroffenen Bäuerinnen und Bauern an den Rand der Verzweiflung und ihrer Existenz. Aktuell gibt es noch keine eindeutige wirksame Bekämpfungsmethode. Ich erwarte schnelle, aber vor allem auch kluge Unterstützung der Europäischen Kommission. Keine Bevormundung, sondern mehr Forschung, Innovation, aber auch Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln müssen auf den Tisch. Außerdem fordere ich einen konkreten Fahrplan für unsere betroffenen Landwirte. Die Kommission hat auf den Handlungsspielraum der EU-Staaten verwiesen, die bereits einige Möglichkeiten z.B. für Notfallzulassungen besitzen würden. Zu einem Aktionsplan und/oder Unterstützung der Forschung kam nichts. Enttäuschend!

Hintergrund:

Das Syndrom des niedrigen Zuckergehalts (franz. Syndrome Basses Richesses „SBR“) wird durch das Bakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus verursacht und führt zu einer starken Reduktion des Zuckergehalts und Ertragsverlusten bei Zuckerrüben. Es wurde erstmals 1991 in Frankreich festgestellt und breitet sich zunehmend in Europa aus, was wirtschaftliche Schäden für die Zuckerindustrie zur Folge hat.

Die Stolbur-Krankheit (RTD), verursacht durch das Phytoplasma Candidatus Phytoplasma solani, führt dazu, dass Zuckerrüben gummiartig weich werden und nicht mehr verarbeitet werden können. Sie ist in Süd- und Südosteuropa verbreitet und befällt auch andere Kulturen wie Kartoffeln, Reben und Erdbeeren.

In Deutschland treten die Bakterienarten gemeinsam auf. Beide beteiligten Erreger werden zum Beispiel durch die Schilf-Glasflügelzikade übertragen, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt. Aufgrund der zunehmend warmen und trockenen Witterung, bedingt durch den Klimawandel, breitet sich diese Zikadenart weiter in Deutschland aus.

Ein Befall schwächt die betroffenen Pflanzen deutlich und kann im schlimmsten Falle bis zum Totalausfall der Ernte führen. Außerdem springen die Erreger bereits auf andere Kulturen über. In Deutschland, in Bayern wird intensiv geforscht. Allerdings bleiben viele offene Fragen.

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